Das Rollgerüst

Alles Wissenswerte zum Thema Rollgerüst

Layher-das Rollgerüst

Rollgerüste verschaffen einen sicheren Zugang zu höher gelegenen Arbeitsplätzen. Ganz gleich, ob im privaten oder beruflichen Bereich, wenn Arbeiten in der Höhe zu erledigen sind, ist das Rollgerüst/Fahrgerüst (neben der Leiter) ein unverzichtbares Arbeitsgerät.

In der Industrie und im Bauhandwerk könnten viele Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ohne Rollgerüst kaum durchgeführt werden.

In diesem Artikel wollen wir folgende, grundlegende Punkte zum Thema Rollgerüst einmal beschreiben.

  1. Begriffsbestimmung – was ist ein Rollgerüst?
  2. Die führenden Hersteller
  3. Die unterschiedlichen Systeme
  4. Die Einzelkomponenten
  5. Sicherheit beim Auf- und Abbau
  6. Die wichtigsten Vorschriften

1. Begriffsbestimmung – was ist ein Rollgerüst?

Rollgerüste werden auch als Fahrgerüste bezeichnet.

Hier unterscheidet man offiziell zwischen

„fahrbaren Gerüsten“ und

„fahrbaren Arbeitsbühnen“

Fahrbare Gerüste sind Gerüste nach DIN 4420 und den BG-Regeln „Gerüstbau“, die auf Fahrrollen stehen und verfahren werden können. Fahrbare Gerüste können z.B. erstellt werden aus Gerüstrohren und Kupplungen, Systemgerüsten und Bockgerüsten. Der Standsicherheitsnachweis ist entsprechend der DIN 4420–3 in Verbindung mit DIN EN 12811-1 zu führen.

Als fahrbare Arbeitsbühnen werden Fahrgerüste/Rollgerüste bezeichnet, die als einfeldige Gerüstkonstruktionen nach der DIN EN 1004  aus vorgefertigten (systemabhängigen) Bauteilen errichtet werden. Sie haben planmäßige Maße, mindestens vier Fahrrollen und als Arbeitsfläche eine oder mehrere Belagflächen (Plattformen). Innerhalb von Gebäuden begrenzt die Norm die Standhöhe auf maximal 12 Meter. Außerhalb von Gebäuden ist eine Standhöhe von höchstens 8 Metern gestattet, da die Konstruktionen Windlasten ausgesetzt sind.

Im nachfolgenden Text beziehen sich benutzten Begriffe „Fahrgerüste bzw. Rollgerüste“ also immer auf „Fahrbare Arbeitsbühnen“.

2. Die führenden Hersteller

Es gibt eine große Anzahl von Herstellern, die wir hier nicht alle aufzählen können.

In der Industrie, im Handwerk und in kommunalen Betrieben sind Rollgerüste folgender Hersteller aber sehr häufig anzutreffen: z. B. GÜNZBURGER, INSTANT, KRAUSE, LAYHER, ZARGES

3. Die unterschiedlichen Systeme

Die Hersteller von Rollgerüsten bieten verschiedene Systeme an, z.B.:

Zimmergerüste

Allroundgerüste

Treppengerüste

Rollgerüste mit extra großer Arbeitsfläche

Rollgerüste in unterschiedlichen Breiten und Längen

Rollgerüste mit Fahrbalken oder Gerüststützen

4. Die Einzelkomponenten

Räder

Layher_Rollgeruest_Lenrolle-mit-Spindel_1259201

Grundsätzlich müssen die Räder von Rollgerüsten mit einer Bremsvorrichtung ausgestattet sein. Daher auch der umgangssprachliche Begriff „Bremslenkrolle“. Robuste Lenkrollen sollen  für eine gute Manövriereigenschaft und einen ruhigen Stand bei der Arbeit sorgen. Diese Bremslenkrollen unterscheiden sich in erster Linie durch das Material der Lauffläche und ihrer Größe (Durchmesser).

Verschiedene Rollenbeläge ermöglichen die Nutzung auch auf empfindlichen Bodenbelägen. Bremslenkrollen gibt es überwiegend mit den Durchmessern 125 mm, 150 mm und 200 mm. Die großen Räder mit 200 mm sind auf jeden Fall für den Einsatz im Außenbereich zu empfehlen, da schon Bodenunebenheiten oder kleinere Steine für die kleinen Räder problematisch werden können.

Fußverstellungen

Während die kleinen Zimmergerüste in der Regel fest in den Rahmen eingesetzte Räder haben, sollten alle Rollgerüste die für größere Höhen geeignet sind, Räder mit einer zusätzlichen Fußverstellung (Spindelfüße) als Höhenausgleich haben. Die Fußverstellung sorgt für einen einfachen und präzisen Höhenausgleich z.B. um Bodenunebenheiten auszugleichen und ist für die Standsicherheit eines Rollgerüstes sehr wichtig.

In der Regel sind Spindel und Rad fest miteinander verbunden.

Tipp:

INSTANT-FußverstellungHier sollten Sie sich einmal die Gerüstsysteme der Firma INSTANT ansehen. Die Fußverstellungen der Rollgerüste verfügen alle über eine geniale Schnellverstellung. Außerdem lassen sich hier Rad und Spindel voneinander trennen – d.h. Sie können nicht nur kleine oder große Räder in die Spindel einsetzen, sondern als Zubehör auch spezielle Fußplatten anstelle der Räder.  Das ist besonders vorteilhaft, wenn das Rollgerüst einmal auf Treppenstufen aufgebaut werden soll.

Aufbaurahmen

LAYHER-Rahmen Der Aufbaurahmen (oder auch Standleitern genannt) ist der Gerüstrahmen und dient gleichzeitig als Aufstieg. Die einzelnen Sprossen sind „geriffelt“ und gewährleisten dadurch ein Höchstmaß an Rutsch- und Griffsicherheit. Die Aufbaurahmen sind in den Längen 1,00 m und 2,00 m sowie in den Breiten 0,75 m und 1,40/1,50 m erhältlich. Die Maße sind bei den einzelnen Hersteller etwas unterschiedlich. Die Sprossenabstände der Rahmen betragen max. 0,30 m, so dass die Plattformen in Abständen von jeweils 0,30 m eingelegt werden können.

Streben

Layher_Rollgeruest_Diagonale Beim Aufbau des Rollgerüstes werden die einzelnen Rahmenteile mittels Horizontalstreben (Querstreben) und Diagonalstreben ausgesteift. Schon kleine Details machen die Arbeit leichter (bzw. umständlicher): – die meisten Hersteller haben die Streben farblich markiert, um diese besser unterscheiden zu können.

Tipp:  

Sie sollten unbedingt darauf achten, dass Ihr Rollgerüst Streben mit selbstarretierende Klauen hat, denn es gibt auch billige Rollgerüste, bei denen die Streben an jeder Seite mittels einer Rändelmutter einzeln angezogen werden müssen – mehr als nur lästig!!

Handlaufrahmen

Layher_Rollgeruest_Doppelrueckenlehne_285cmUm das abschließende Schutzgeländer auf der obersten Arbeitsplattform zu montieren, können zwar auch 4 einzelne Querstreben (2 auf jeder Seite) verwenden, aber einige Hersteller bieten hier auch sogenannte Handlaufrahmen (Doppelrahmen) an. Diese Handlaufrahmen haben erstens den Vorteil, dass sie den ganzen Schutzrahmen besser stabilisieren und zweitens sind die Schutzstreben dadurch  automatisch in der richtigen Höhe – nämlich im Bereich von Knie und Hüfte.

Plattformen

Layher_Rollgeruest_Durchstiegsbruecke Plattformen ohne und mit Durchstiegsluke. Bei der Gerüstmontage ist darauf zu achten, dass in den einzelnen Etagen die Plattformen immer versetzt eingelegt werden. Der Aufstieg auf die oberste Arbeitsplattform darf bei Rollgerüsten grundsätzlich nur von innen durch die Durchstiegsluke erfolgen.

Fußschutzrand

Bordbrett langDamit kein Werkzeug oder Material von der Plattform herunter fallen kann, ist auf jeder Plattformebene, die als Arbeitsebene genutzt wird, ein Fußschutzrand (Bordbretter) zu montieren. Diese Fußschutzränder gibt es in zwei Ausführungen: entweder aus Holz mit jeweils 2 langen Bordbrettern und 2 kurzen Stirnbordbrettern oder als einteiligen, faltbarem Fußschutzrand aus Aluminium. Beide Ausführungen bilden einen sich selbst haltenden Kranz zur Sicherung der maximalen Arbeitsfläche.

Standsicherheit

Die Standsicherheit des Rollgerüsts muss in jeder Phase des Auf- und Abbaus gewährleistet sein. In Abhängigkeit von der Aufbauhöhe und davon, ob das Gerüst im Freien oder in einem geschlossenen Raum aufgebaut wird, sind folgende Maßnahmen zu ergreifen:

Layher_Rollgeruest_Fahrbalken_mit_Buegel_180_1323_180 – Einbau von Fahrbalken

 

 

 

 

Ausleger– Verwendung von Gerüststützen

 

 

 

 

 

 

Layher-Rollgeruest_Ballastgewicht-10kg– Ballastierung

5. Sicherheit beim Auf- und Abbau

Auswahl des Rollgerüsts

Verschiedene Faktoren spielen bei der Auswahl von Gerüsten eine Rolle. Dazu gehört zum einen der Einsatzort, die Berücksichtigung möglicher Witterungseinflüsse und die Bodenbeschaffenheit  – zum anderen die auszuführende Tätigkeit. Hier spielt die Ermittlung des Nutzgewichts und damit die Belastbarkeit der fahrbaren Lösung ebenso eine Rolle wie die Personenanzahl. Zunehmend kommen inzwischen Rollgerüste anstelle von Leitern zum Einsatz, da deren Verwendung durch aktuelle Vorschriften zur Arbeitssicherheit bei Tätigkeiten in der Höhe immer mehr eingeschränkt werden.

Sicherheitsvorschriften Montage

Bei der Montage von Rollgerüsten müssen alle Anforderungen europäischer Arbeitsschutzgesetze in vollem Umfang erfüllt werden. Hinsichtlich Montage und Demontage gibt es verschiedene praxisorientierte Lösungen.

3-T-Methode

So lassen sich beispielsweise mittels der 3-T-Methode (Through The Trapdoor) Rollgerüste sicher montieren. Hierbei setzt sich der Monteur durch die geöffnete Luke auf die Plattform, und bringt so die Horizontalstreben oder Doppelrahmen sitzend an, bevor er sich auf die Plattform stellt. Durch diese Auf- und Abbaufolge befindet sich der Monteur mit Betreten einer Plattform durch die Durchstiegsbrücke (Trapdoor) dank vormontiertem Geländer bereits im gesicherten Bereich.

Sicherheitsaufbau P2

Das P in P2 steht dabei für Plattformen und 2 für den Plattformabstand von 2 Metern.  Dies entspricht den neuen Richtlinien, dass jetzt die Plattformen in einem Abstand von 2 Metern (vormals 4 Meter) montiert werden,

Vorlaufendes Geländer

Fast alle Hersteller bieten mittlerweile auch „vorlaufende Geländer“ an. Das einfache Montageprinzip, bei dem die Plattformen in einem Abstand von 2 Metern montiert werden, erlaubt schon vor dem Einbau der Böden die vorlaufende Geländermontage. So ist beim Betreten der jeweils obersten Plattform – selbst während der Montage – immer ein umlaufender Seitenschutz gegeben.

Was ist im Umgang mit Fahrgerüsten zu beachten?                 

Pflichten als Arbeitgeber

Arbeitgeber dürfen gemäß BetrSichV nur solche Arbeitsmittel zur Verfügung stellen und verwenden lassen, die unter Berücksichtigung der vorgesehenen Einsatzbedingungen bei der Verwendung sicher sind. Vor der Verwendung sind auf Basis einer Gefährdungsbeurteilung entsprechende Schutzmaßnahmen einzuleiten. Dazu gehört auch die Information und Unterweisung von Beschäftigten anhand der Gefährdungsbeurteilung.

Vor dem erstmaligen Einsatz eines Fahrgerüsts müssen Arbeitgeber diese von einer sogenannten „befähigten Person“ prüfen lassen. Die Auswahl und Bestellung einer „befähigten Person“ erfolgen durch den Unternehmer. Auswahlkriterien sind Berufsausbildung, Berufserfahrung und eine zeitnahe berufliche Tätigkeit. Darunter fallen unter anderem Kenntnisse der aktuellen Vorschriften und Normen sowie das Verstehen der Aufbau- und Verwendungsanleitung.

Überprüfung und Dokumentation

Erstellte Gerüste und deren Bauteile müssen gemäß BetrSichV von einer hierzu befähigten Person nach §10 der BetrSichV geprüft und dokumentiert werden. Dazu gehört unter anderem:

  • Überprüfung der Eignung für die auszuführenden Arbeiten und Einhaltung der maximalen Standhöhen. Der Auf-, Um- oder Abbau darf gemäß vorliegender Aufbau- und Verwendungsanleitung nur unter Aufsicht einer befähigten Person oder von fachlich geeigneten Beschäftigten nach spezieller Unterweisung erfolgen.
  • Während des Auf-, Um- oder Abbaus eine Kennzeichnung mit dem Verbotszeichen „Zutritt verboten“.
  • Vor oder während der Montage, jedoch spätestens vor der Inbetriebnahme gehört die augenscheinliche Überprüfung der Einzelbauteile auf Beschädigung und bestimmungsmäßige Funktion, der gesamten Konstruktion sowie der Abgleich mit der Aufbau- und Verwendungsanleitung nach der Montage.
  • Laut DIN EN 1004 ist zur Übergabe der erstellten Gerüste an der fahrbaren Arbeitsbühne ein Kennzeichnungs- und Freigabeschild mit den entsprechenden Informationen anzubringen.

6. Die wichtigsten Vorschriften

Normänderung für fahrbare Arbeitsbühnen

ArbSchG -Arbeitsschutzgesetz

BetrSichV – Betriebssicherheitsverordnung

TRBS – Technische Regeln zur BetrSichV

BG – Berufsgenossenschaft (Träger der gesetzlichen Unfallversicherung)

DGUV – Deutsche gesetzliche Unfallversicherung

BGV – berufsgenossenschaftliche Unfallverhütungsvorschriften

 

Autor: Ulrich Melcher | Fotos: Layher                                                                                 https://www.layher-steigtechnik.com/de-DE/Mediathek